Wer steckt hinter Rosie?

 

Meine Clownskarriere begann vielversprechend als Siebenjährige, als ich, soeben des Radfahrens mächtig, versuchte diese neue Errungenschaft sogleich zur Akrobatik weiterzuentwickeln, indem ich freihändig fuhr und dazu auf einer Plastik-Flöte konzertierte. Die Karriere endete nach wenigen Metern mit einem folgenreichen Unfall.

Allerdings kam es nach gut 45 Jahren glücklicherweise zu einem Comeback, allerdings ohne Fahrrad, dafür mit Instrumenten aus Holz oder Metall. Das klingt besser als damals und ist weniger gefährlich. 

 

In den 45 dazwischenliegenden Jahren habe ich unter anderem Theaterwissenschaft, Literaturgeschichte, Pädagogik und Gesang studiert, sowie Ausbildungen in Sprecherziehung und Rezitation, im Ausdrucksspiel Jeux Dramatiques, in Lernberatung und Seelsorge, in Erwachsenenbildung, Poesiepädagogik und Kunstgeschichte absolviert. Mehrere Jahre lang vertiefte ich mich bei Werner Müller in Pantomime, Maskenspiel und Körpertheater - eine Basis, von der meine Clownin heute viel profitieren kann. Die Anwendung dieser breitgefächerten Studien war äußerst vielseitig: Ich habe als Journalistin und Redakteurin, als Theaterpädagogin, Schauspielerin, Sängerin, Regisseurin und Dramaturgin gearbeitet, war Lehrbeauftragte im Fachbereich Theaterwissenschaft an der Uni Bayreuth,  Fachbereichsleiterin in der Erwachsenenbildung, und Leiterin einer Begegnungsstätte. Als größte berufliche Konstante unterrichte ich seit über 20 Jahren mit viel Freude Sprecherziehung und Rhetorik an der Bayreuther Hochschule für Musik. Daneben bin ich als Schlossführerin und  als freie Referentin in der Erwachsenenbildung tätig und - seit meiner Jugendzeit auch als Autorin aktiv. Vom Gedicht bis zum Songtext, von der Kurzprosa bis zur längeren Erzählung, vom Sketch bis zum Theaterstück - kein Genre ist vor mir sicher.  Nachdem vor allem meine veröffentlichten komödiantischen Stücke immer wieder gerne nachgespielt wurden, bin ich in jüngster Vergangenheit dazu übergegangen, mir das Feld des Clownsdialogs zu erobern. Noch nie habe ich beim Schreiben so oft gelacht! Es fühlt sich wie Clownsspiel auf der Bühne des Papiers an. Und spannend wird es, anschließend zusammen mit Clownskollegen auszuprobieren, ob die Szenen auch im Zusammenspiel funktionieren!

 

Mein Comeback als Clownin hätte ohne die Impulse von ausgewiesenen Könnern des Clownsspiels nicht stattgefunden. Daher seien an dieser Stelle noch die Namen derjenigen erwähnt, von denen ich in den letzten Jahren manches gelernt habe.  Als ich mich ernsthaft für die Clownerie zu interessieren begann, besuchte ich Workshops und Kurse bei David Gilmore, Gisela Matthiae, Andrea Lingott, Annemie Missinne, Siggi Karnath und Steffen Schulz. Besonders prägend waren für mich der Lehrgang "Clown 50+" und das Projekt "Clowns machen Oper"  am "TuT", der Schule für Theater, Tanz und Clownerie in Hannover. 

 

Silvia Guhr, im April 2020